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Die Goldstreifen-Vogelspinne (Ephebopus murinus), auch Gelbknie-Skelett-Vogelspinne oder nur Skelettvogelspinne genannt, ist eine Spinne aus der Familie der Vogelspinnen (Theraphosidae). Die Art ist im Nordosten Südamerikas vorkommend und gilt als bemerkenswert, da die Jungtiere im Gegensatz zu den terrestrisch (bodenbewohnend) lebenden Individuen im sub- und adulten Stadium in der Vegetation leben. Ein derartiger Wechsel von Habitaten (Lebensräumen) ist bei Spinnen selten.
Die Goldstreifen-Vogelspinne erreicht eine Körperlänge von etwa 50 bis 60 Millimetern und zählt damit zu den mittelgroßen Vogelspinnen (Theraphosidae). Die Beinspannweite ausgewachsener Exemplare beläuft sich auf gut 120 bis 150 Millimeter. Der grundsätzliche Körperbau der Art gleicht dem anderer Arten der Gattung Ephebopus.
Die Färbung der Goldstreifen-Vogelspinne tritt insbesondere nach einer Häutung leuchtend in Erscheinung. Die Basal- bzw. Basisglieder der Cheliceren (Kieferklauen), die Femora (Schenkel), das Opisthosoma (Hinterleib) und die gesamte ventrale (untere) Fläche der Spinne sind schwarz bis tintenblau gefärbt, während der Carapax (Rückenschild des Prosomas bzw. Vorderkörpers) und die Beinringe einen goldenen Schimmer aufweisen.
Innerhalb der Gattung wird die Goldstreifen-Vogelspinne außerdem durch die breiten, grellweißen bis elfenbeinfarbenen Parallelbänder an den Patellae (Glieder zwischen den Femora und den Tibien) und den Tibien (Schienen) charakterisiert, die insbesondere beim Weibchen bei den beiden vorderen Beinpaaren stärker ausgeprägt sind.
Die Goldstreifen-Vogelspinne besitzt wie alle Arten der Gattung Brennhaare, die sich aber im Gegensatz zu anderen Vogelspinnen nicht auf dem Opisthosoma, sondern an den Femora der Pedipalpen (umgewandelte Extremitäten am Kopfbereich) befinden. Damit wird auch sie zu den Bombardierspinnen gerechnet.
Ein einzelner Bulbus (männliches Geschlechtsorgan) der Goldstreifen-Vogelspinne wird innerhalb der Gattung Ephebopus insbesondere durch seine vergleichsweise große und kugelige Gestalt charakterisiert. Außerdem besitzt der Bulbus einen kräftigen Embolus (letztes Sklerit bzw. Hartteil des Bulbus), der sich in apikale (zur Spitze gelegene) Richtung verjüngt, während die Spitze nach außen geknickt ist.
Die Spermatheken (Samentaschen) des Weibchens der Art können von denen anderer Vertreter der Gattung mitunter durch die zwei weit voneinander entfernten, großen und säulenförmige Lappen unterschieden werden. Diese Lappen sind an der Basis am breitesten und verjüngen sich in apikale Richtung, wobei sich median ein kleiner Prozess (Fortsatz) an den verjüngenden Verlauf anfügt.
Die Goldstreifen-Vogelspinne erinnert sehr an die Gestreifte Guatemala-Vogelspinne (Aphonopelma seemanni), die eine ähnliche Färbung aufweist, jedoch anders als die andere Art zwischen Costa Rica und Texas sowie Kalifornien vorkommt. Außerdem besitzt die Gestreifte Guatemala-Vogelspinne im Gegensatz zur Goldstreifen-Vogelspinne deutlich schwächer ausgeprägte Scopulae (Büschel aus Setae bzw. chitinisierten Haaren für die Haftung).
Die Goldstreifen-Vogelspinne führt – wie alle Arten der Gattung Ephebopus und somit im Gegensatz zu den übrigen arborealen (baumbewohnenden) der Unterfamilie der Aviculariinae – eine terrestrische (bodenbewohnende) Lebensweise, wenn auch bei dieser Art nur in den späteren Stadien. Sie legt wie viele Vogelspinnen (Theraphosidae) mit dieser Biologie eine selbst gegrabene Wohnröhre unter der Erde an, die bei der Goldstreifen-Vogelspinne vertikal ausgelegt ist und in einer Kammer endet, in der sich die Spinne aufhält. Der Röhreneingang ist mit einer trompetenförmigen Gespinstkuppel ausgestattet. Die vergleichsweise tiefen Wohnröhren der Art werden bevorzugt in hartem Sandboden angelegt. Außerdem werden für das Anlegen der Wohnröhren Standorte mit einer Streuschicht bevorzugt. Insgesamt lebt die Spinne sehr zurückgezogen und verlässt ihr Versteck nur selten.
Bei in Gefangenschaft gehaltenen Exemplaren der Goldstreifen-Vogelspinne ließ sich nachweisen, dass diese, sofern der Bodengrund für das Graben einer unterirdischen Röhre nicht ausreichend tief genug war oder ein höhlenartiger Gegenstand fehlte, anstelle einer Röhre unter der Erde ein Wohngespinst anlegten, das in Gänge gegliedert ist.
Die wie alle Spinnen räuberisch lebende Goldstreifen-Vogelspinne jagt wie für Vogelspinnen (Theraphosidae) üblich als freilaufender Lauerjäger, womit auch die Art kein Spinnennetz für den Beuteerwerb anlegt. Potentielle Beutetiere werden mithilfe der Sensillen (Setae zwecks der Wahrnehmung) registriert und geortet. Ist ein solches in Reichweite der Spinne gelangt, ergreift diese das Beuteobjekt blitzartig in einem Ansprung und versetzt ihm mithilfe der Cheliceren einen Giftbiss, der es wehr- und kampfunfähig macht. Das Beutetier wird dann im Unterschlupf der Spinne verzehrt. Das Beutespektrum der Goldstreifen-Vogelspinne setzt sich wie bei anderen mittelgroßen Vogelspinnen sowohl aus verschiedenen Wirbellosen als auch aus kleineren Wirbeltieren zusammen.
Die Goldstreifen-Vogelspinne gebärdet sich bei Störungen recht defensiv, zieht aber allgemein eine Flucht einer aktiven Abwehr vor. Ist dies nicht möglich oder wird die Spinne weiterhin bedrängt, kann sich diese unter anderem mithilfe sogenannten Bombardierens (Abschleudern der Brennhaare in Richtung eines Angreifers) zur Wehr setzen. Alternativ kann sich die Spinne auch mit einem Abwehrbiss gegenüber potentiellen Prädatoren (Fressfeinden) verteidigen.
Jungtiere der Goldstreifen-Vogelspinne wachsen verglichen mit denen anderer Vogelspinnen (Theraphosidae) schnell heran. Dies geschieht wie bei allen Spinnen über mehrere Fresshäute (Häutungsstadien). Die Jungtiere der Art legen in den früheren Fresshäuten Unterschlüpfe in Form von röhrenförmigen Gespinsten an, die in flacher Vegetation über dem Bodengrund befindlich sind. Dabei werden allerdings die Unterschlüpfe von den Jungtieren der Goldstreifen-Vogelspinne nur an Stellen angelegt, in deren Nähe sich terrestrische Bromeliengewächse (Bromeliaceae) der Gattung Bromelia befinden, während subadulte Individuen der Art dann in die terrestrische Lebensweise übergehen, die dann auch die ausgewachsenen vollführen. Diese orthogenetische (wechselhafte) Bevorzugung von Habitaten (Lebensräumen) dient vermutlich der Verminderung von Kannibalismus und intraspezifischer (artinterner) Konkurrenz bei der Goldstreifen-Vogelspinne. Im Gegensatz dazu hat sich die terrestrische Biologie in den späteren Stadien der Art wohl aus evolutionärer Sicht sekundär entwickelt, während die Lebensweise in den jüngeren Tieren wohl die ursprüngliche darstellt. Demnach geht der Habitatswechsel der Spinne von phylogenetischen (stammesgeschichtlichen) und nicht von ökologischen Faktoren aus.
In Gefangenschaft ließ sich nachweisen, dass das Weibchen der Goldstreifen-Vogelspinne unter derartigen Bedingungen eine Lebensdauer von 14 bis 15 Jahren erreichen kann. Das Männchen der Art kann unter identischen Gegebenheiten eine Lebensdauer von 3 bis 4 Jahren erreichen und ist somit wie alle Vogelspinnen deutlich kurzlebiger als das Weibchen.